Schafe und Ziegen im Einsatz für den Naturschutz

05. Mai 2022

Das "Leitbild Natur" der Gemeinde Birsfelden hat unter anderem zum Ziel, die mageren, arten- und strukturreichen Böschungen im Gebiet der Schleuse als Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen wiederherzurichten und naturschutzfachlich zu unterhalten.

Seit Frühjahr 2021 wird der reguläre Betriebsunterhalt des unteren Inselspitzes vom Kraftwerk Birsfelden um den Aspekt der Naturpflege erweitert. Dazu haben die Gemeinde und das Kraftwerk Birsfelden eine Vereinbarung über die Naturpflege für die Jahre 2021 bis 2025 abgeschlossen. Hauptinhalt ist die Umsetzung des naturschutzfachlichen Pflegekonzeptes für den unteren Inselspitz.

Bereits im Frühjahr 2021 wurden viele Gehölze gerodet, wuchernde Brombeeren gemäht und invasive Neophyten ausgejätet. Ab diesem Frühjahr wird nun das Gebiet zweimal pro Jahr von einer Herde aus ca. 20 Walliser Landschafen und Schwarzhalsziegen beweidet. Durch den kürzeren Bewuchs gelangt damit mehr Licht an den Boden, wovon viele dort anzutreffende Wildpflanzen profitieren. Gemäss Pflegekonzept sollen sich die ebenen Flächen und ein Teil der Böschungen zu artenreichen Magerweiden mit Dornenstrauchgruppen entwickeln. Die sehr steilen Flächen oberhalb der Ufermauern können nicht beweidet werden. Sie bleiben mit lichten, artenreichen Niederhecken bestockt.

Im Naturinventar Birsfelden (2016) wird der untere Inselspitz aus Naturschutzsicht als eines der interessantesten und wertvollsten Naturobjekte auf dem Gemeindegebiet beschrieben. Aufgrund der sonnenexponierten Lage, der Unzugänglichkeit für Privatpersonen sowie der Nähe zur ausserordentlich artenreichen Hafenböschung, befindet sich hier ein idealer Standort für einen artenreichen Halbtrockenrasen. Dieser Lebensraum ist in seiner lokalen Ausdehnung äusserst selten geworden. Er kann bei richtiger naturschutzfachlicher Pflege überdurchschnittlich viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Mit den in 2021 gestarteten Naturpflegemassnahmen soll diese Qualität und damit unmittelbar die Struktur- und Artenvielfalt des unteren Inselspitzes langfristig gesichert werden.

Im Jahr 2021 hat Dr. Heiner Lenzin einen Kurzbericht zum botanischen Inventar des Kraftwerkareals erstellt. Das Ergebnis erfreut: Das verhältnismässig kleine Kraftwerkareal beherbergt eine beachtliche Anzahl einheimischer Wildpflanzenarten. Zudem sind in der nahen Umgebung des unteren Inselspitzes mehrere Orchideenarten nachgewiesen.

Besonders erwähnenswert ist die bundesrechtlich geschützte Bienen-Ragwurz. Sie kommt einerseits direkt an der Schleuse in der rosa blühenden Varietät "apifera" vor. Andererseits wird sie auch im oberen Vorhafen und an der gesamten Hafenböschung (von Birsfelden bis Muttenz) in der weiss blühenden Varietät "basiliensis" beobachtet. Die nun ergriffenen Naturpflegemassnahmen sollen dazu beitragen, dass sich die standortgerechte Flora wieder ausbreitet und sich im Idealfall auch die Bienen-Ragwurz und weitere Orchideenarten dort etablieren können.

Auch für die Tierwelt ist dieser weitgehend ungestörte Lebensraum äusserst attraktiv. Allerlei Insekten wie Schmetterlinge, Wildbienen, Honigbienen und Käfer, nutzen das reiche Blütenangebot. Aber auch Heuschrecken, Ameisen und Spinnen kommen hier vor. Diese sind wiederum die Nahrungsgrundlage für Eidechsen, Schleichen, Igel und viele insektenjagende Vogelarten, wie z.B. der Gartenrotschwanz, dessen Förderung sich die Gemeinde Birsfelden in ihrem „Leitbild Natur“ ebenfalls zum Ziel gesetzt hat.

Zur Aufwertung und Pflege dieses ökologisch wertvollen Lebensraumes müssen nun aber erst einmal die Schafe und Ziegen ans Werk. Sie sollen aufkommende Brombeeren und Gehölze sowie invasive Neophyten abfressen und zurückdrängen. Dann können sich die selteneren Pflanzenarten allmählich wieder ausbreiten und zu einer hohen Artenvielfalt beitragen.

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